49 - Kapitel 7 - Persönlichkeit
Vereinfacht ausgedrückt könnte man sagen, dass bei Hochbegabten neben Grundbedürfnissen wie Essen, Schlafen etc. auch das Grundbedürfnis Denken dazukommt. Julia Rau
Wer hat es gemerkt? Bis jetzt habe ich einen bunten Strauss an Werkzeugen zusammengestellt, um die Gemeinde in die Zukunft zu führen und die Blockade zu überwinden, die wir uns selbst auferlegt haben.
Warum jetzt aufhören?
Reden wir doch mal über verschiedene Persönlichkeiten.
Die Bibel sagt uns, dass wir alle einzigartig gemacht sind. Wir glauben das, zitieren es, zelebrieren es, und wünschen uns doch nichts so sehr wie alle gleich zu sein.
Unser Handeln spiegelt sehr wenig von dieser Verschiedenartigkeit wieder. Klar, der eine ist besser an der Gitarre, der andere mit dem Schraubenzieher. Es sind die handwerklichen Fähigkeiten und das berufliche Wissen, was uns einzigartig macht, und das äussere Aussehen natürlich.
Bei uns in der Gemeinde kannten wir die Begriffe. Introversion, Autismus, ADHS, strategischer Denker, um nur ein paar zu nennen.
Ich bin introvertiert. Wenn ich versuchte, unserem Pastor zu erklären, was das bedeutet, dann verlangte er von mir, diesen Umstand zu überwinden und mit jedem Gemeindemitglied ein kurzes Gespräch zu führen, damit sich jeder berührt und gesehen fühle. Das sei die Aufgabe von Leiterschaft. Und mit Jesus sei uns alles möglich.
Ich bin intelligent. Wenn ich versuchte, ein etwas tiefer gehendes Gespräch oder einen etwas komplexeren Gedanken mit jemandem zu besprechen, dann wurde mir vorgeworfen, mich selber als besser darstellen zu wollen, mich zu sehr auf einzelne Personen zu konzentrieren, die Menschen zu verwirren, ja sogar ihn als Pastor dumm dastehen zu lassen. Das sprach er nicht aus, aber seine Eifersucht, seine Minderwertigkeitsgefühle kamen klar zum Vorschein. Jedes Mal, wenn er jemandem mit etwas mehr Bildung als Sekundarschule begegnete.
Vor einigen Jahren wurden die beiden Söhne eines anderen Pastoren unseres Netzwerks als Autisten diagnostiziert. Ach, wie machte sich unser Pastor darüber lächerlich. Eine Modediagnose, zu wenig Glauben, Ausrede. Die Mutter suche Aufmerksamkeit. Die Erziehungsmethoden seien halt falsch. Etwas mehr Härte und nicht so verhätscheln, dann gebe sich das schon.
Eines unserer Mitglieder hatte ADHS und arbeitete mit Kindern, die selber diese Diagnose hatten. Es waren interessante erfolge sichtbar. So wurde klar, dass die Kinder während einer fordernden körperlichen Aktivität plötzlich schulische Aufgaben besser lösen konnten. Der Teil des Hirns, der für die ständige Ablenkung sorgte, war beschäftigt. Ein Mädchen konnte super rechnen, während es Bahnen schwamm. Ein Junge war plötzlich fähig, sich an komplexe Dinge zu erinnern, wenn er Langstrecke lief.
Doch in der Leiterschaft bekamen wir zu hören, dass all dies moderner Mumpitz sei, Ausreden, zurückzuführen auf die Verweichlichung der Gesellschaft und der Erziehungsmethoden.
Psychologie und Psychiatrie seien Pseudowissenschaften, die zwar recht gut analysieren könnten, was mit Menschen falsch liefe, aber dann keine Synthese, keine Heilung bringen könnten. Sie versuchten ja, die Welt ohne Jesus zu erklären. Dazu käme, dass beide, um sich selbst zu rechtfertigen, Diagnosen erfinden würden und bald jeder seine Diagnose, seine drei bis vier Buchstaben haben würde. Dahinter stünde auch die Pharmaindustrie, die so gerne Psychopharmaka verkaufe. Und wie in jeder Verschwörungstheorie steckt auch in dieser ein Kern Wahrheit.
Diese Haltung änderte sich, als ein Psychiatrieprofessor und seine Frau, eine Psychologin, in die Gemeinde kamen. Und wiederum, als sie die Gemeinde verliessen, Zurück zum Alten.
Unsere Gemeinde war extrem. Das ganze Netzwerk war extrem. Viele Gemeinden haben einiges aus den Bereichen Psychologie für sich entdeckt. So bieten viele Gemeinden und Bibelschulen Kurse zu MBTI oder Transaktionsanalyse an. Und seit einigen Jahren gibt es durchaus Bewegungen, welche das Bewusstsein für introvertierte und hochsensible Menschen und er Gemeinde fördern möchte, Ich möchte hier nicht verallgemeinern.
Im Gegenteil, ich möchte all jeden den Rücken stärken, die die Vielfalt von Persönlichkeiten und Bedürfnissen ehren möchten.
Dieses Kapitel wird einige Werkzeuge aufzählen, welche dazu dienen können, den verschiedensten Menschen gerecht zu werden, ja die Gemeinde für den Dienst an den unterschiedlichsten Persönlichkeiten vorzubereiten.
Der Strauss an Möglichkeiten, die ich hier aufzeigen möchte, ist mitnichten abschliessend. Ich beschränke mich hier auf einige Dinge, zu denen ich als zertifizierter Coach oder als direkt Betroffener eines zu sagen habe.
Machen wir uns also auf, nicht nur die einzigartigen äusseren Merkmale und Fähigkeiten der Menschen, sondern ihre inneren Werte zu betrachten.
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